Regelung

21bitcoin: „Unser großes Ziel ist die MiCA-Lizenz“

Das Salzburger Startup 21bitcoin hat einen der spannendsten Deals des Jahres abgeliefert, als es das Investment der Volksbank Raiffeisenbank Bayern Mitte in der Größenordnung von 2,1 Millionen Euro bekannt gab. Der Zeitpunkt scheint richtig, denn 2024 werden im Bitcoin-Business einige spannende Dinge passieren: Mit MiCA (Markets in Crypto Assets) kommt die neue Krypto-Regulierung in der EU, in den USA werden die ersten genehmigten Bitcoin-ETFs erwartet, und das Bitcoin Halving steht auch noch an.

Im Interview gibt Daniel Winklhammer, Mitgründer von 21bitcoin, Insights in die Pläne seines Unternehmens und Einblicke in MiCA-Lizenz, Bitcoin-Spot-ETFs und Bitcoin Halving.

Trending Topics: Viele HörerInnen unseres Podcasts kennen dich ja schon aus vergangenen Folgen und wissen wahrscheinlich auch, dass du ein Hardcore-Bitcoiner bist. Erzähl uns mal ganz kurz zusammengefasst, was ist so toll an Bitcoin für dich?

Daniel Winklhammer: Ja, Bitcoin fasziniert mich jetzt mittlerweile schon seit einigen Jahren. So richtig hat es angefangen 2017 und ich finde es einfach sehr, sehr spannend, dass es so eine dezentrale Währung gibt, wo keine Firma oder keine Person dahintersteht und dass das bis heute immer noch funktioniert. Wir haben ja jetzt gerade am 31. Oktober den 15. Geburtstag von Bitcoin gefeiert und wenn man sich denkt, 15 Jahre ist das jetzt schon her, das ist mittlerweile doch schon einige Zeit. Wenn man sich denkt, den Euro gibt es jetzt auch erst seit 1998, das heißt noch gar nicht so viel länger. Und ja, ich finde das Ganze sehr, sehr faszinierend auch den Weg, den Bitcoin nimmt und ja, wohin die Reise aktuell auch gerade geht.

Mit 21bitcoin hast du ein Startup in Salzburg ins Leben gerufen. Da geht es im Wesentlichen darum, möglichst einfach am Smartphone Bitcoin kaufen und verkaufen und auch speichern zu können. Nun hat eine deutsche Bank, also nicht die Deutsche Bank, bei euch investiert hat. Interessanterweise auch 2,1 Millionen Euro, also die 21 steckt auch da drinnen. Erzähl uns mal in von dem Deal.

Ich glaube, das ist ein Meilenstein oder ein Novum hast in Europa, dass wirklich ein etablierter, renommierter Finanzdienstleister oder eine Bank, besser gesagt, in ein Bitcoin-Startup investiert. Das gab es davor noch nie. Die 2,1 Millionen kommen auch nicht von ungefähr. Also das ist ein kleiner Gag am Rande. Ich finde, genau das zeigt eigentlich, wo 21bitcoin sich befindet. Wir sehen das ja jetzt auch immer mehr auch in den USA. Etablierte Finanzdienstleister wie zum Beispiel BlackRock, Vanguard oder Fidelity öffnen sich immer mehr Bitcoin und dem Markt generell und das zeigt einfach diese Entwicklung, dass Bitcoin mittlerweile ernstzunehmendes Asset ist, in das man auch langfristig investieren kann und das ist genau das, was wir mit 21Bitcoin versuchen, einfach zu machen.

Was ist da jetzt gemeinsam mit der Volksbank, Raiffeisenbank, Bayern Mitte aus Ingolstadt als strategischer Investor geplant?

Sie haben eine Beteiligung erhalten und sind nicht nur ein reiner Geldgeber. Die Volksbank Raiffeisenbank Bayern Mitte hat ja ein eigenes Bitcoin-Angebot, mittlerweile auch schon seit eineinhalb Jahren. Auch ganz interessant, die haben zeitgleich den Service mit uns gestartet, damals im April letzten Jahres. Wir arbeiten ja schon mit ihnen zusammen, das heißt unser Firmenbankkonto, wenn ein Kunde zu uns Geld überweist, das liegt ja aktuell auch schon bei der Bank. Da gibt es einige spannende Möglichkeiten, wie man da in Zukunft zusammenarbeiten kann. Wie konkret, das kann ich aber leider zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen.

21bitcoin: Salzburger Startup holt 2,1 Mio. Euro Investment – mit Co-Founder Daniel

Die Vertreter der Bank waren schon mal zu Gast bei uns im Podcast. Man kann, glaube ich, getrost sagen, ihr technisch ein bisschen weiter seid. Kann man sich jetzt erwarten, dass euer digitales Angebot auch bald dort zu finden sein wird?

Aktuell ist das nicht am Tisch. Was wir jetzt mit dem Geld machen möchten, ist unter anderem unser Produkt natürlich verbessern und ein großes Ziel ist die MiCA-Lizenz, die dieses Jahr beschlossen wurde und mit Ende nächsten Jahres dann auch konkret Anwendung findet. Dann können wir den ganzen EU-Markt mit über 400 Millionen Menschen bedienen und andere Partner in anderen Ländern anbinden. Aber das ist jetzt noch kein Thema.

Wenn sie euch so eine Lizenz holt, was ist der Unterschied zum heutigen Status Quo?

Aktuell ist es ja eine Registrierung bei der Aufsichtsbehörde, in unserem Fall bei der FMA. Und eine Registrierung kann zum Beispiel auch nicht in ein anderes Land übertragen werden. Die MiCA-Lizenz vereinheitlicht und harmonisiert jetzt diesen ganzen regulatorischen Rechtsrahmen. Das heißt, sobald du eine MiCA zum Beispiel in Österreich von der FMA erhalten hast, kannst du die dann auch in andere Länder passporten. Das heißt, du hast ein vereinfachtes Verfahren und kannst dann mit deiner MiCA-Lizenz zum Beispiel nach Deutschland zur BaFin gehen und solltest innerhalb von zwei Wochen dann dort auch eine Lizenz erhalten und dein Produkt anbieten können. Das ist ein großer Unterschied. Der andere Unterschied ist: Die Auflagen sind natürlich viel, viel höher. Es gibt jetzt Eigenkapitalanforderungen. Du musst ein gewisses Eigenkapital immer zu jeder Zeit zur Verfügung halten. Du hast mehr Transparenzanforderungen und einige interne Risk- und Compliance-Anforderungen, die jetzt noch dazukommen.

Und dann könnt ihr in allen EU-Ländern eure App anbieten?

Genau. Grundsätzlich sind wir in Österreich registriert. Wir bieten unsere App auch nur aktiv in Österreich an. Das heißt, wir machen, wenn wir Werbung machen, nur in Österreich Werbung. Es ist aber grundsätzlich so, dass aufgrund der Dienstleistungsfreiheit in der EU natürlich jeder in der EU unser Service oder unser Angebot nutzen kann. Das heißt, wir haben auch Kunden in ganz Europa, weil sich das natürlich rumspricht und auch österreichische Kunden, Freunde oder Familie im Ausland, die uns dann weiterempfehlen. Aber mit MiCA ist es dann wirklich so, dass du dann in jedem Land auch Werbung schalten kannst.

Ihr seid ein dezidiertes Bitcoin-Startup. In der Schweiz gibt es auch Relai, und dann gibt es natürlich auch andere Player wie Coinfinity, Bitpanda und in anderen europäischen Ländern natürlich auch andere Anbieter. Was ist euer USP?

Diese Einfachheit. Bitcoin ist immer noch für viele ein Mysterium. Jeder hat davon gehört, aber viele trauen sich einfach nicht drüber.Es gibt leider auch immer noch viel Schindluder, das getrieben wird. Und da sehe ich unseren USP: diese Einfachheit, dieses Vertrauen. Wir sind ein regulierter Player mit deutschem Bankkonto, was auch einzigartig ist in der EU. Der Kunde kann einfach mal 50 Euro investieren, muss nicht sofort ein Wallet haben, wie es jetzt bei anderen oder Schweizer Dienstleistern zum Beispiel ist. Und das merkt man, dass das auch sehr, sehr gut ankommt. Die Nutzer schwärmen von der App und ja, wir sind sehr zufrieden auch mit dem Feedback.

Ihr habt auch in Aussicht gestellt, dass ihr das Lightning Network einführen werdet. Wann wird es passieren? Was ist der Vorteil und was sind die Hürden bis dorthin?

Fangen wir mit den Hürden an. Es ist einfach eine neue Technologie, die weniger erprobt ist als das normale Bitcoin-Netzwerk. Diese Hürde haben wir aber gemeistert. Wir haben Anfang des Jahres angefangen, uns damit zu beschäftigen, beziehungsweise das Lightning-Netzwerk auch in unser Angebot und Service zu integrieren. Das läuft mittlerweile auch schon, wir testen das intern. Es ist aber so, dass die andere Hürde, die regulatorische Hürde, anscheinend die größere ist. Es gibt fast keine Player in Europa, die Lightning auch wirklich für Privatkunden anbieten. Und dadurch dauert es einfach, bis man mit der Behörde das Produkt und Service so weit definiert hat beziehungsweise ausgereift hat, bis die auch sagen, okay, jetzt sind wir damit vertraut, jetzt können Sie das machen. Und genau in dem Stadium befinden wir uns. Deswegen ist es auch relativ schwer, da einen konkreten Zeitrahmen zu benennen. Aber ich hoffe und gehe davon aus, dass wir das bis Weihnachten, bis Ende des Jahres hinbekommen.

Okay, also möglicherweise ein Weihnachtsgeschenk für die User. Was ist der Vorteil von Lightning? Schnellere, günstigere Transaktionen am Ende, oder?

Ganz genau. Man hat das vor allem im Sommer gesehen. Da war das Bitcoin-Netzwerk stärker genutzt für Transaktionen. Da gab es ja die Ordinals, die NFTs auf Bitcoin, wo dann einfach mehr Daten auf der Bitcoin-Blockchain verarbeitet wurden. Und das macht dann normale Transaktionen einfach langsamer und teurer. Das Lightning-Netzwerk bietet da eine sehr, sehr coole Alternative, mit der man wirklich innerhalb von Millisekunden Bitcoin transferieren kann und das zu sehr, sehr geringen Kosten.

Stichwort Transaktionen. Bei euch in der App kann man ja seine Bitcoin-Keys auch speichern, man muss sie nicht selbst verwahren. Man kann Bitcoin auf andere Wallets schicken, aber man kann Bitcoin noch nicht in die Wallet bei euch schicken. Woran liegt das? Soll das mal kommen?

Das ist nach Lightning das gefragteste Feature und da sind wir auch schon dran. Ich hoffe auch, dass wir da Ende des Jahres die Bitcoin-Einzahlungen bieten können. Es ist einfach auch eine regulatorische Sache, die abgeklärt werden muss und das dauert halt auch in Österreich immer ein wenig.

Eure App wird damit immer mehr zu einer zentralen Verwahrstelle für die Bitcoin-Keys. Das heißt, Security ist sicher ganz wichtig.

Im Zuge von der MiCA ist Security ein Riesenthema. Da sind wir auch dabei, uns anzuschauen, Zertifizierungen zu machen, Frameworks zu nutzen und das ist natürlich die zentralste Ebene, vor allem was die technische Seite anbelangt. Aktuell ist es ja so: Wir verwahren nicht selbst, sondern wir nutzen dafür BitGo. Das ist wahrscheinlich der renommierteste Verwahrer für Bitcoin und hat übrigens auch vor kurzem die Bafin-Lizenz als Kryptoverwahrer erhalten. Die haben auch eine Versicherung. Wir versuchen da natürlich das beste und sicherste Setup für unsere Kunden zu bieten.

Für die Bank, die bei euch investiert hat, ist das ja sicher auch interessant. Zu Banken passt das Verwahrgeschäft natürlich auch ganz gut, dort kann ich meine Goldbarren, wenn ich welche habe, oder meine Wertpapiere ablegen. Ist es interessant, für Kund:innen einen Verwahrservice für Bitcoin anzubieten?

Das ist definitiv interessant und das merken wir auch. Was immer mehr zum Thema wird, sind Multi-Signature-Lösungen. Das heißt, man hat nicht nur mehr einen Key, um die Bitcoin zu entsperren, sondern man hat zum Beispiel drei und man braucht zwei Keys davon. Dann kann man das so machen, dass einen Key die Bank oder 21bitcoin hält. Und dann wäre der Kunde immer abgesichert, wenn er zum Beispiel ein Hardware-Wallet oder einen Key verliert und hätte dann immer als Backup einen dritten regulierten Partner. Das wird immer interessanter, sowohl für Firmenkunden und auch Banken.

21bitcoin: Deutsche Bank investiert 2,1 Millionen Euro in österreichisches Bitcoin-only-Startup

Wo bekommt ihr eure Bitcoins her? Ihr seid ja kein Mining-Mnternehmen, das heißt, ihr produziert sie nicht selbst. Wo kauft ihr die Bitcoins an?

Wir bedienen uns da eigentlich den ganzen regulierten Anbietern in Europa. Wir haben auch OTC-Desks angebunden und haben da sehr gute Liquidity.

Schauen wir in die Zukunft von Bitcoin. Meinem Verständnis nach warten ja viele auf das Jahr 2024. Bereits jetzt sieht man, dass alleine Gerüchte um Bitcoin-ETFs den Preis ankurbeln.Warum sind die so wichtig oder sind sie überhaupt wichtig für die weitere Preisentwicklung von Bitcoin?

Langfristig glaube ich, ist es jetzt nicht so eine große Sache. Es ist natürlich überall in den Medien und viele Leute spekulieren auch darauf. Es ist auch nur eine Frage der Zeit. Ein Bitcoin-Spot-ETF wird auch in Amerika kommen. Ich glaube, es gibt über 20 Bewerbungen von den verschiedensten Firmen. Wo der Preis kurzfristig hingeht, ist immer sehr, sehr schwer zu sagen. Man sieht es aber langfristig glaube ich, wenn man über drei, vier, fünf Jahre den Bitcoin-Preis anschaut, gibt es eigentlich nie einen Zeitpunkt, wo man wirklich verlieren kann. Vor allem, wenn man das langfristig macht und regelmäßig. Das ist auch das, was wir empfehlen und was wir sehen, was viele unserer Kunden auch machen, ist das regelmäßige Investment. Nicht einmal um 10.000 Euro einkaufen und dann glauben, in einem Monat habe ich 100.000 gemacht. Das ist sehr, sehr schwer. Das schaffen nur die wenigsten, wenn überhaupt. Ich empfehle jedem immer, zumindest vier bis fünf Jahre Anlagehorizont zu haben und am besten gar nicht draufschauen, einfach den Dauerauftrag laufen lassen und dann in vier, fünf Jahren freuen.

Was hältst du von den Bitcoin-ETFs? Die sind meinem Verständnis nach ja so gedacht, dass Privatpersonen, aber auch Unternehmen in Bitcoin investieren können, ohne selbst Bitcoin kaufen und verwahren zu müssen. Ihr seid eigentlich das Gegenteil davon. Bei euch kauft man und verwahrt die Bitcoin selbst. Sind Bitcoin-ETFs dann eine Konkurrenz für euch?

Ich denke nicht, dass das jetzt eine direkte Konkurrenz ist, weil wie du sagst, bei uns hast du wirklich echte Bitcoin. Du kannst auch damit was machen, du kannst sie auf dein eigenes Wallet schicken. Das kannst du eben beim ETF nicht. Du hast beim ETF auch höhere Gebühren. Das heißt, du hast eine Managementgebühr. Aber es ist sicher auch für viele, vor allem Unternehmen, ein Vehikel, wodurch sie eben auch in Bitcoin investieren können. Aktuell gibt es viele steuerliche und auch regulatorische Hindernisse für große Firmen, in Bitcoin zu investieren und ein ETF macht das dann sehr, sehr einfach. Er wird an der Börse getradet und damit können dann auch sehr viel mehr Marktteilnehmer in diesen Markt einsteigen und vom Preis profitieren.

In Europa an der Börse in Amsterdam gibt es sogar schon ein Bitcoin-ETF. Der ist offenbar vielen egal. Alle warten darauf, dass das an der Wall Street kommt.

Ja, der Kapitalmarkt in den USA ist natürlich mit Abstand der größte. Es investieren dort auch sehr, sehr viele Europäer, auch Privatkunden. Das Volumen in den USA ist schon bedeutend größer und deswegen auch diese Gewichtung.

2024 wieder, auch wegen dem Bitcoin Halving spannend. Was denkst du, welche Effekte wird das haben?

Schwierig zu sagen, aber ich finde, es war ganz interessant. 2021 hat man ja auch überall auf Twitter und online gelesen, Bitcoin 100.000 Dollar, das ist sicher und jeder hat dran geglaubt und dann ist das nicht passiert. Ich könnte mir vorstellen, dass beim Halving auch vielleicht eine Ernüchterung anfangs einkehrt. Aber ich glaube schon, dass es Effekte hat, weil natürlich einfach die Menge verknappt. Es gibt dann nur noch 450 neue Bitcoin pro Tag anstatt 900 und das senkt natürlich den Verkaufsdruck. Wie es dann genau zum Halving direkt zu dem Zeitpunkt aussieht, wird man sehen, aber ich könnte mir schon vorstellen, dass das Bitcoin Halving ein „Buy the Rumors, Sell the News“-Event wird.

Vielen Dank für das Interview.

Sehr gerne.

Quelle

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