Warum Mining Umweltschutz sein kann
Wenn die EU und Deutschland Klimaschutz ernst nehmen, sollten sie das Bitcoin-Mining unterstützen. Alles andere bleibt Symbolpolitik. Ein Plädoyer.
Ja, es klingt absurd: Man betreibt Umweltschutz, indem man Strom verbraucht? Die meisten, die sich mit Klima, Umwelt und CO2 beschäftigen, werden an der Stelle aussteigen. Das kann doch nur Greenwashing sein!
Aber hört bitte zu. Es ist wichtig und auch schnell erklärt.
Mining ist ein Nullsummenspiel: Die Energie, die ins Mining fließt, ist eine Ableitung des Bitcoin-Preises. Sofern ein Staatenbund wie die EU nicht die Möglichkeit hat, etwas am Preis zu ändern, bleibt jeder weitere Eingriff global irrelevant.
Wenn die EU das Bitcoin-Mining verbietet, aber der Preis derselbe bleibt, verbrauchen die Bitcoin-Miner keine Kilowattstunde weniger Strom – sie verbrauchen sie nur woanders, an Orten, die sich dem Zugriff der EU entziehen.
Diese Erfahrung hat man in China gemacht. Nachdem die Regierung das Mining verbot, flohen die Miner von den Staudämmen Chinas zu den Kohlekraftwerken Kasachstan. Der CO2-Abdruck des Minings sank nicht – sondern explodierte.
Wo soll Mining stattfinden? In einer Region wie Skandinavien, wo der Strom fast ausschließlich aus erneuerbaren Quellen stammt? Oder im Iran und in Venezuela, wo man unbekümmert von Klima und Umweltauflagen fossile Rohstoffe verbrennt? Die Antwort liegt, aus Sicht des Klimas, auf der Hand.
Und wenn der Iran und Venezuela – oder, sagen wir, Russland – die fossilen Energien durch Subventionen günstiger macht – dann wäre es eine gute Klimapolitik, dafür zu sorgen, dass die Miner in Europa noch günstiger grüne Energien bekommen. Es gibt keine Alternative dazu.
Wenn grüne Energien zu teuer für die Miner sind, werden sie fossile Energien benutzen.
Eine gute Mining-Politik zahlt sich aber nicht nur durch Klimaschutz aus. Denn als Bonus bekommt Europa ein Instrument, um den Anschluss erneuerbarer Energien zu finanzieren. Mining-Anlagen in Containern könnten helfen, Offshore-Windparks profitabel zu machen, bevor sie ans Netz angeschlossen sind, oder die Wasserkraft-Kapazitäten Skandinaviens weiter auszubauen, bevor es einen breiten Bedarf nach Wasserstoff gibt.
Wenn der Block-Reward schließlich sinkt, werden die Mining-Farmen zurückgebaut werden. Europa wird dann viel mehr erneuerbare Energien zur Verfügung haben als heute. Es sollte sich diese Chance nicht entgehen lassen – sowohl fürs Klima als auch die eigene Industrie.