Bitcoin-Mining: Gut für den Strompreis, schlecht für die Ohren
Stokmarknes, Norwegen – Ein kleiner Ort im Norden Norwegens hat kürzlich eine Bitcoin-Mining-Anlage geschlossen, die jahrelang für Streit und Diskussionen gesorgt hatte. Doch was die Bewohner nicht erwartet hatten: Die Schließung der Anlage führte zu einem drastischen Anstieg der Strompreise.
Bitcoin-Mining ist ein kontroverses Thema. Einerseits benötigt es riesige Mengen an Energie, um die dafür benötigten komplexen Rechenaufgaben zu bewältigen – was jedoch nicht zwangsläufig schlecht sein muss, andererseits kann es in Regionen mit überschüssiger Energie von Vorteil sein. Das Beispiel Stokmarknes zeigt, wie dieser Konflikt in der Praxis aussieht.
Lärmbelästigung führte zur Schließung
Seit 2021 betrieben die KryptoVault, ein Unternehmen für Bitcoin-Mining, eine Anlage in der Stadt Stokmarknes. Obwohl die Anlage genehmigt war, beschwerten sich die Anwohner schnell über die unaufhörliche Lärmbelästigung. Die riesigen Lüftungsanlagen, die rund um die Uhr liefen, verursachten so viel Lärm, dass Anwohner wie Harald Martin Eilertsen nachts ihre Fenster schließen mussten, um schlafen zu können.
„Die Menschen wurden wütend, frustriert und verzweifelt. Es war einfach zu laut“, erklärte Eilertsen gegenüber lokalen Medien. Trotz Maßnahmen zur Geräuschreduzierung, wie der Installation von Lärmschutzwänden, blieb das Problem bestehen.
Nach jahrelangen Beschwerden und politischem Druck endete das Mining-Abenteuer abrupt: Die Stadt Hadsel, zu der Stokmarknes gehört, verlängerte die Betriebsgenehmigung nicht, und das Unternehmen ging im September 2023 in Konkurs. Für die Anwohner schien dies ein Sieg zu sein – doch es kam anders.
Ungeahnte Folgen: Strompreise steigen um 20 %
Die Schließung der Anlage führte zu einem unvorhergesehenen Problem. Die Bitcoin-Mine war der größte Kunde des örtlichen Energieversorgers Noranett und verbrauchte rund 20 % der gesamten Energie. Mit der Schließung fiel diese Einnahmequelle weg, und die Kosten mussten nun auf die verbleibenden Haushalte umgelegt werden.
Der Netzmanager von Noranett, Robin Jakobsen, erklärte: „Wir hatten keine andere Wahl. Durch den Wegfall des größten Kunden müssen wir die Kosten auf die anderen Stromnutzer umverteilen.“ Die Folge: Die Strompreise in Stokmarknes stiegen um mehr als 20 %. Eine durchschnittliche Familie zahlt nun zwischen 2.500 und 3.000 Kronen (ca. 283 US-Dollar) mehr pro Jahr für Strom.
Bitcoin-Mining: Fluch und Segen
Bitcoin-Mining ist bekannt dafür, viel Energie zu verbrauchen, was oft zu Kritik führt. Doch es gibt auch eine positive Seite. In vielen Regionen mit einem Überschuss an ungenutzter Energie kann das Mining helfen, die Stromkosten zu stabilisieren. Dies war auch in Stokmarknes der Fall, wo das Mining den überschüssigen Strom aufnahm und dadurch die Netzauslastung optimierte. In anderen Regionen wie Texas wurden Bitcoin-Mining-Anlagen bereits dafür gelobt, Stromnetze zu stabilisieren und die Kosten für Verbraucher zu senken.
Die Balance zwischen den Vorteilen für die Energieversorgung und den Nachteilen für die Lebensqualität ist ein sensibles Thema. Während das Mining die Strompreise niedrig hielt, war die Belastung durch den Lärm für die Bewohner unerträglich.
Zukunftsaussichten: Neue Projekte gesucht
Für die Stadt Hadsel stellt die Schließung der Anlage sowohl eine Herausforderung als auch eine Chance dar. Bürgermeister Kjell-Børge Freiberg sagte: „Wir sind froh, dass die Lärmbelästigung vorbei ist, aber jetzt müssen wir neue Projekte finden, die den überschüssigen Strom nutzen.“
Die Stadt plant, neue Industrien anzulocken, die den Stromverbrauch übernehmen könnten, jedoch ohne die gleichen negativen Auswirkungen wie das Bitcoin-Mining. „Wir wollen keine weiteren Rechenzentren, aber wir sehen definitiv Potenzial, diese Kapazitäten zu nutzen, um etwas Neues zu schaffen, das der Gemeinde zugutekommt,“ so Freiberg.
Das Beispiel Stokmarknes zeigt die zwei Gesichter des Bitcoin-Minings: Es kann helfen, Strompreise zu senken und die Energieeffizienz zu steigern, bringt jedoch auch erhebliche soziale und ökologische Herausforderungen mit sich. Die Geschichte der norwegischen Stadt verdeutlicht, wie wichtig es ist, die richtigen Rahmenbedingungen für solche Projekte zu schaffen, um sowohl wirtschaftliche als auch soziale Interessen zu schützen. Für die Bewohner von Stokmarknes ist der Lärm nun Geschichte – doch der Anstieg ihrer Stromrechnung bleibt ein bitterer Nachgeschmack.