Christian Lindner fordert Prüfung einer Krypto-Reserve
Nachdem sich die FDP im Entwurf zum Wahlprogramm offen für eine Bitcoin- beziehungsweise Krypto-Reserve gezeigt hat, hat sich Christian Lindner, der Bundesvorsitzende der Partei, jetzt auch zu diesem Thema geäußert.
In einem Post auf der Plattform 𝕏 erklärte Lindner, dass in den USA überlegt wird, Kryptowährungen in die Notenbankreserven aufzunehmen. Darauf aufbauend forderte er, dass dies für Deutschland beziehungsweise die Europäischen Union (EU) ebenfalls geprüft werde.
Krypto-Assets machen inzwischen einen bedeutenden Teil des globalen Wohlstandszuwachses aus. In den USA wird sogar überlegt, dass die Notenbank sie in ihre Reserve aufnimmt. Auch Frankfurt sollte das prüfen. Deutschland und Europa dürfen sich hier nicht wieder abhängen lassen. CL https://t.co/q8h339kP1y
— Christian Lindner (@c_lindner) December 29, 2024
In dem Post verweist der ehemalige Finanzminister Deutschlands auf einen im Handelsblatt erschienenen Artikel, der seine Aussagen bezüglich einer Krypto-Reserve gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (DPA) zitiert.
FDP-Wahlkampf mit Bitcoin-Reserve
Gegenüber der DPA betonte Lindner, dass die Europäische Zentralbank (EZB) und die Deutsche Bundesbank, die beide ihren Sitz in Frankfurt haben, in ihren Entscheidungen zwar unabhängig seien, Deutschland sich hinsichtlich Kryptowährungen nicht abhängen lassen solle.
Die neue Administration Trump verfolgt bei Krypto-Vermögenswerten wie den Bitcoin eine äußerst progressive Politik.
Christian Lindner gegenüber der DPA
Der Ex-Finanzminister erklärte, dass eine Krypto-Reserve auch die Resilienz der Reserven stärken könne. „Denn Krypto-Vermögenswerte machen inzwischen einen bedeutenden Teil des globalen Wohlstandszuwachses aus“, so Lindner weiter.
Darauf aufbauend fordert er, wie auch in seinem Post, dass EZB und Bundesbank eine Aufnahme von Kryptowährungen in die Währungsreserven prüfen.
Angesprochen auf die starken Kursschwankungen von Kryptowährungen entgegnete Lindner, dass in einem dezentralen System, in dem niemand allein die Macht habe, politische Risiken kalkulierbar seien.
Bitcoin, nicht Krypto
Der designierte US-Präsident Donald Trump hat im Rahmen seines Wahlkampfes versprochen, eine Bitcoin-Reserve zu etablieren – Blocktrainer.de berichtete. Dabei soll es vorerst aber nur darum gehen, die circa 200.000 durch die Justizbehörden konfiszierten BTC in einen strategischen Bestand zu überführen, auch wenn bereits ein Gesetzentwurf parat liegt, der zusätzlich aktive Bitcoin-Käufe vorsieht.
Eine Konzentration auf Bitcoin ergibt auch Sinn, da es die einzig wirklich dezentrale und mit Abstand relevanteste Kryptowährung ist. Dass Lindner davon spricht, dass die USA überlegen, „Krypto-Assets“ in ihre Notenbankreserven aufzunehmen, ist im Mindesten irreführend.
In der deutschen Bitcoin-Community hagelte es bereits Kritik, da der Eindruck entstand, die FDP würde nicht zwischen Bitcoin und den unzähligen anderen Kryptowährungen unterscheiden können. Im Entwurf zum Wahlprogramm ist im Kontext der Währungsreserven auch von „Kryptowährungen wie Bitcoin“ die Rede – eine Formulierung, die einige Bitcoin-Befürworter negativ aufgefasst haben.
Wir sind offen dafür, dass die Europäische Zentralbank und die Deutsche Bundesbank Kryptowährungen wie Bitcoin als Währungsreserven verwenden. Das kann die Resilienz des europäischen Währungssystems stärken.
Aus dem Entwurf zum Parteiprogramm der FDP
Dennoch wirken die jüngsten Statements von Christian Lindner etwas entschlossener als die Passage im Wahlprogrammentwurf, da dort nur stand, dass die Partei für Krypto-Reserven offen sei und nicht, dass sie eine Prüfung fordere.
Frank Schäffler, Bundestagsabgeordneter der FDP und Bitcoin-Befürworter, räumte zudem bereits ein, dass es Lindner noch daran fehle, zwischen Bitcoin und Krypto zu unterscheiden.
stimmt
— Frank Schäffler (@f_schaeffler) December 29, 2024
Bitcoin im Bundestagswahlkampf
Bitcoin ist jetzt auch im Bundestagswahlkampf angekommen. Neben der FDP gibt es auch bei der AfD eine Bitcoin-freundliche Passage im Entwurf zum Wahlprogramm, in der sich die Partei für weitgehende Regulierungsfreiheit ausspricht – Blocktrainer.de berichtete.
Mittlerweile scheinen immer mehr Politiker zu erkennen, dass sie mit einer Pro-Bitcoin-Haltung potenziell Wählerstimmen gewinnen können. Inwieweit die Politiker auch wirklich von Bitcoin überzeugt sind, ist schwer feststellbar. Es wirkt noch so, als wäre Opportunismus die treibende Kraft, was dennoch unterstreicht, wie relevant Bitcoin mittlerweile geworden ist.
Dass die EZB oder die Bundesbank Bitcoin in ihre Währungsreserven aufnehmen, ist derzeit zudem höchst unwahrscheinlich. Die Entscheidungsträger der Notenbanken haben sich mehrfach negativ zu BTC und Co. geäußert. Erst vergangene Woche warnte der Bundesbank-Chef Joachim Nagel noch vor Bitcoin, weil es ein Spekulationsobjekt ohne realen Gegenwert sei.
Dass bei den Notenbankern im Euro-Raum ebenfalls ein Umdenken stattfinden wird, ist nicht ausgeschlossen. Eventuell öffnen sie sich dann für Bitcoin, wenn die USA, die größte Volkswirtschaft der Welt, tatsächlich auf Bitcoin als Reserve-Asset setzen.