DeFi

Erste Anhörung zu DeFi im US-Kongress

Während Erwähnungen zu Bitcoin und Co. im gestrigen TV-Duell zwischen Donald Trump und Kamala Harris ausblieben, stand Krypto zumindest auf einer anderen politischen Bühne im Rampenlicht. Mit der Sitzung des Finanzausschusses am 10. September startete nämlich die erste Anhörung zum Thema “decentralized Finance” (DeFi) in den USA.

Ziel der Tagung mit Namen “Decoding DeFi: Breaking Down the Future of Decentralized Finance” im Repräsentantenhaus war die Erforschung aufstrebender Themen wie Tokenisierung und die Nutzung von Blockchain im Finanzwesen. Wie sich darin zeigte, spaltet das Thema Krypto in den USA die Lager entlang der Parteigrenzen.

Historischer Moment

Unabhängig der eigentlichen Debatte darf man als Krypto-Enthusiast zunächst einmal kurz innehalten. Noch vor vier Jahren war DeFi ein Web3-Hinterstübchen, mit reichlich Food-Token-Gambling, irrwitzigen Renditen und reichlich Scams. Jetzt debattierten US-Senatoren über die mögliche Implementierung der Technologie zur Verbesserung des Finanzwesens.

So formulierte es auch der bekannte Krypto-Anwalt und Vorstandsmitglied des DeFi-Education-Funds, Jake Chervinsky, in einem Tweet. “Ehrlich gesagt bin ich heute emotional nach der allerersten DeFi-Anhörung im Kongress. Ich erinnere mich noch, als es vor einigen Jahren nur etwa zehn DeFi-Projekte gab, denen niemand wirklich eine Zukunft zuschrieb. Und jetzt präsentiert man sie in den Hallen der Macht in Washington DC”.

DeFi gut vertreten

Als Zeugen geladen waren führende Rechtsexperten des Krypto-Sektors, darunter die CLOs von Polygon und des DeFi Education Fund, sowie der Director of Research bei Coin Center, Peter Van Valkenburgh. Sie alle konnten im Zuge ihrer eröffnenden Aussagen ein gutes Bild der Branche zeichnen. Amanda Tuminelli, Chefjuristin des DeFi Education Fund, betonte etwa, dass traditionelle Finanzsysteme oft auf Intermediäre angewiesen seien, die als „Gatekeeper“ fungieren. DeFi böte hingegen einen „offenen Zugang“ und fördere somit die finanzielle Inklusion.

Des Weiteren machten sich die meisten Zeugen für mehr Klarheit in der Regulierung stark. Regulierungsbehörden hätten den Sektor so hinsichtlich der Erreichung von Konformität im Dunkeln gelassen und in einer Grauzone hängen lassen. Damit verstärkte man das Sentiment einer Branche, die immer wieder über Willkür und regulatorischen “Overreach” klagt. Gleichzeitig sprach man sich gegen die Einführung strenger Anti-Innovations-Regeln für den aufstrebenden Sektor aus, die sich auf Geldwäschebekämpfung und die vollständige Überwachung von Web3-Nutzern konzentrieren.

Regulierung ja, Überwachung nein

Einige US-Abgeordnete verwiesen demnach auf die angebliche Nutzung der Blockchain zur Steuerhinterziehung. Van Valkenburgh widersprach dieser Behauptung jedoch entschieden. Ihm zufolge sei es schwierig, Regulierungsbehörden zu umgehen, wenn man ein öffentliches, transparentes, dezentrales Ledger verwendet. Denn dort könne man jederzeit alle Transaktionen einsehen. Darüber hinaus betonten Abgeordnete des sogenannten „Crypto Caucus“, dass Kriminelle eher traditionelle Finanzsysteme nutzen würden, um Milliarden an illegalen Vermögen zu bewegen.

Der Zeuge Mark Hays, leitender Politikberater bei Americans for Financial Reform, bezeichnete die Krypto- und DeFi-Industrie wiederum als „hochgradig volatil, betrugsanfällig und extrem räuberisch“. Auch er forderte mehr Regulierung, jedoch sollen dabei die aktuellen Wertpapiergesetze auf DeFi angewendet werden.

Rot gegen Blau

Abseits der konstruktiven Debatte blieb jedoch die Uneinigkeit zwischen republikanischen und demokratischen Abgeordneten bestimmender Tenor der Anhörung. So bezog auch der republikanische Unterausschussvorsitzende French Hill in seiner Eröffnungsrede klar Stellung. “Durch die Ersetzung von Vermittlern durch autonome, selbstausführende Codes kann DeFi die Art und Weise verändern, wie Finanzmärkte und Transaktionen derzeit strukturiert und verwaltet werden”.

Der demokratische Abgeordnete Brad Sherman erwiderte hingegen, dass DeFi hauptsächlich für Kriminalität, Sanktionsumgehung und Steuerhinterziehung genutzt werde. “Was wir hier sehen, ist ein Versuch, Milliardäre von der Einkommenssteuer zu befreien”, so Sherman.

Von der politischen Spannung zeugte auch das Statement der Abgeordneten Maxine Waters. “Obwohl DeFi darauf abzielt, mehr Effizienz und Transparenz zu schaffen, kann es auch erhöhte Risiken von Hacks, Betrug, ungleicher Information und Interessenkonflikten mit sich bringen, die Verbraucher und Anleger schädigen können”, sagte Waters. „Wir haben dies bereits bei dem neuen DeFi-Projekt gesehen, das Eric Trump und Donald Trump Jr. planen, namens World Liberty Financial“.

Quelle

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