Fast angekommen! Deutsche Bank führt Stablecoin Swap auf Ethereum-Blockchain aus
Die Deutsche Bank und Standard Charter wechseln Dollar gegen Euro – in Stablecoins und über die Blockchain. Interessanterweise simulieren sie dabei nicht länger Dezentralität – sondern Zentralisierung.
Ein Swap ist nichts anderes als ein Wechsel, in der Regel von Währungen oder Token. Mithilfe von dezentralen Börsen wie Uniswap sind solche Swaps mittlerweile so leicht, dass jeder Zehnjährige sie ohne Vorwissen mit zweieinhalb Klicks in eineinhalb Minuten durchführen kann.
Jeden Tag „swappen“ mehrere Millionen User über dezentrale Börsen oder direkt in der Wallet Coins und Token im Wert von hunderten Millionen, wenn nicht einigen Milliarden Dollar. Eine Pressemitteilung schreibt niemand darüber.
Anders ist es, wenn Banken swappen. Sie machen im Prinzip dasselbe, aber es dauert Wochen, läuft, selbst wenn sie im Grunde die Ethereum-Blockchain verwenden, über eine eigene Infrastruktur, und ist eine Pressemitteilung wert, die weithin zirkuliert.
Der Swap zwischen Dollar und Euro
Also: Vor kurzem haben SC Ventures, der Innovationsarm von Standard Charter, und die Deutsche Bank einen Stablecoin-Swap mit USDC und EURS durchgeführt. Die beiden Stablecoins laufen auf Ethereum, doch die beiden Banken haben als Plattform das „Universal Digital Payment Network (UDPN)“ verwendet.
Um den Swap vorzubereiten hat SC Ventures über ein „Software-Development-Kit“ (SDK) und eine Anwendungsschittstelle (API) auf dem UPDN eine „dezentrale“ Identität geschaffen und mit einer Wallet verlinkt. Danach hat es „mehrere Transfers und Swaps“ zwischen USDC und EURS auf die Wallets der Deutschen Bank ausgeführt.
Parallel dazu hat die Deutsche Bank dieselben Transfers und Swaps durchgeführt, allerdings mit dem Ziel der Wallet von SC Ventures. Die Transaktionen fanden in Echtzeit statt und sind durch Ethereum-Blockexplorer sichtbar.
Die Deutsche Bank hat dafür, betont die Pressemitteilung, ein „graphisches Interface“ in ihrer speziellen UDPN-Umgebung genutzt. Die beiden Finanzinstitutionen haben ihre UDPN-Nodes mit dem UDPN-Konsens-Netzwerk verbunden; die Tests haben sich über mehrere Wochen gezogen.
Das „Universal Digital Payment Network“
Der Versuch war der erste in einer Serie von 12 Proof-of-Concepts, mit denen die Banken wohl ausloten wollen, wie gut das UDPN in ihren operativen Betrieb passt. Aber worum handelt es sich dabei? Und warum ist es überhaupt nötig?
Das UDPN wurde im Januar am Weltwirtschaftsforum im Schweizer Davos angekündigt. Es ist „ein DLT-unterstütztes Messaging-Backbone“. Es soll die Interoperabilität zwischen der Vielzahl an Stablecoins und CBDCs gewährleisten, verschiedene Blockchains, sowohl private als auch öffentliche, miteinander und mit gewerblichen IT-Systemen verbinden.
Soweit ich es verstehe, handelt es sich um eine Art Blockchain, bei der die acht bis 24 Mitglieder der Allianz den Konsens definieren. Es ist zwar dezentral, aber wirkt nicht wirklich erlaubnisfrei. Zumindest muss man sich anmelden, um das System überhaupt erst testen zu wollen, und das Whitepaper bekommt man nur, wenn man ein Kontaktformular ausfüllt.
Die UDPN-Webseite erwähnt häufig CBDC, also digitalen Währungen von Zentralbanken, sowie regulatorischer Auflagen. Das legt nahe, dass es nicht den Anspruch erhebt, so offen wie echte Kryptowährungen zu sein, sondern vielmehr versucht, die Flut wieder in die von Institutionen bewachten gewohnten Bahnen einzudämmen.
Auf der Webseite erklärt das UDPN 12 Anwendungen, die vermutlich den 12 Proof-of-Concepts der Deutschen Bank und SC Ventures entsprechen. Diese enthalten unter anderem die Implementierung der Travel-Rule, ein institutionenübergreifendes KYC, von Banken herausgegebene Stablecoins, den Kauf digitaler Währungen mit Fiatgeld sowie die Tokenisierung digitaler Assets.
Das Zentralisierungs-Theater
Das UDPN markiert einen interessanten Moment: Die Deeskalation der Ansprüche traditioneller Finanzinstitutionen und die Umkehrung dessen, was diese simulieren. Zuerst haben sie Bitcoin und Kryptowährungen ignoriert, weil sie die eigenen Systeme gut genug fanden. Dann haben sie beschlossen, ihre eigenen Blockchains zu bauen, die natürlich privat sind. Das war die Phase von R3, Corda und Hyperledger. Etwas später gingen sie dazu über, Ethereum zu verwenden, aber als private Fork (Ethereum Enterprise).
All diese Versuche, die Regeln zu diktieren, sind offenbar gescheitert. Geld funktioniert besser im freien Feld als in Silos. Daher benutzen die Deutsche Bank und Standard Charter nun dieselben Stablecoins wie alle anderen auf derselben Blockchain. Sie beugen sich den Regeln des Ökosystem.
Das UDPN mag einen gewissen Nutzen für Banken erfüllen. Den aber leisten auch dezentrale, aus dem Ökosystem geborene Tools, sei es der Cross-Chain-Aggregator Lif.fi, diverse Identity-Token oder offene Protokolle für die Travel-Rule. Sie leisten das sogar vermutlich deutlich besser, da sie offen und interoperabel sind. Sehr viel wesentlicher dürfte daher eine andere Funktion von UDPN sein: Es erlaubt es den Banken, Zentralisierung zu simulieren.