Französische Polizei führt Razzia bei Nvidia durch
Nvidia, einer der weltweit führenden Hersteller von Chips für Künstliche Intelligenz (KI) mit Hauptsitz in Kalifornien, sah sich Medienberichten zufolge diese Woche einer Polizeirazzia in seinen französischen Büros ausgesetzt. Die Razzia fand im Rahmen einer allgemeinen Ermittlung der französischen Kartellbehörden im Bereich Cloud Computing statt.
Das Wall Street Journal berichtete am 28. September über die polizeiliche Maßnahme, obwohl sich weder Nvidia noch die französischen Strafverfolgungsbehörden bisher offiziell zu den Vorgängen geäußert haben.
In einer Pressemitteilung auf der Website der französischen Kartellbehörde Autorité de la Concurrence wird lediglich auf eine unangekündigte Nachprüfung im Bereich der Grafikkarten hingewiesen. Der Mitteilung zufolge hat ein Richter die Razzia unter der Prämisse genehmigt, dass das Unternehmen „wettbewerbswidrige Praktiken im Grafikkartensektor angewandt“ habe.
Die Razzia selbst „setzt jedoch nicht voraus, dass ein Gesetzesverstoß vorliegt, der dem Unternehmen angelastet werden könnte“, heißt es weiter in der Mitteilung der Behörde.
Die Wettbewerbsbehörde verweist in diesem Zusammenhang auf ihre Stellungnahme, die als Abschluss einer einjährigen Ermittlung über den Cloud-Computing-Sektor veröffentlicht wurde. In dem im Juni 2023 veröffentlichten Bericht wird Nvidia allerdings nicht erwähnt, sondern der Schwerpunkt liegt auf anderen Technologieunternehmen, nämlich den drei Marktführern: Amazon Web Services, Google Cloud und Microsoft Azure. Den Daten der Agentur zufolge entfallen auf diese 80 % des Ausgabenwachstums für öffentliche Cloud-Infrastrukturen und -Anwendungen in Frankreich im Jahr 2021:
„Amazon und Microsoft haben 46 % bzw. 17 % der Einnahmen aus IaaS- und PaaS-Diensten im Jahr 2021 für sich beansprucht. Angesichts ihrer finanziellen Kapazitäten und ihrer digitalen Ökosysteme sind diese Marktführer in der Lage, die Entwicklung des Wettbewerbs zu behindern.“
Die Behörde prüft verschiedene Wege im Rahmen des französischen Wettbewerbsrechts und des Europäischen Datenschutzgesetzes, um diese Entwicklung zu bekämpfen.
Nvidia gerät aufgrund seiner einzigartigen Position als wichtiger Hardware-Hersteller für die innovativsten Bereiche der digitalen Industrie zunehmend in das Blickfeld der Regulierungsbehörden. Aus dem jüngsten Quartalsbericht des Unternehmens ging hervor, dass die US-Regulierungsbehörden das Unternehmen ebenfalls aufgefordert haben, den Export von KI-Chips in „einige Länder des Nahen Ostens“ einzuschränken. Einen Tag später dementierte das US-Handelsministerium diese Behauptung jedoch.