Analytik

Machtwechsel: Kann Ethereum von Solana oder BNB verdrängt werden?

Wir befinden uns mitten im September, dem saisonal betrachtet schwächsten Monat für Bitcoin und den gesamten Krypto-Sektor. Nach einem schwachen Start, der den Bitcoin-Kurs kurzzeitig bis unter die Marke von 53.000 Dollar gebracht hatte, konnte sich der Kurs jedoch wieder erholen und versucht derzeit, sich über der Marke von 57.000 Dollar und damit zurück über dieser relevanten charttechnischen Unterstützung zu etablieren, die seit dem Ausbruch im Februar besteht.

Bildquelle: Tradingview.com

Aus der übergeordneten Perspektive betrachtet sieht das aktuelle Chartbild weiterhin nach einer Bullenflagge aus. Ein Retest der Ausbruchslevels aus Februar bleibt für den weiteren Verlauf des Septembers ein mögliches Szenario, doch die jährliche Saisonalität, sowie das langfristige Muster der Bitcoin-Zyklen sprechen dafür, dass sich dieser Bullrun im vierten Quartal fortsetzen und Bitcoin einen weiteren Angriff auf das Allzeithoch machen wird.

Findet in diesem Krypto-Zyklus ein Machtwechsel statt?

Bitcoin bleibt das Zugpferd für den gesamten Sektor und gibt den Takt für den Rest des Marktes innerhalb der gesamten Zyklus-Bewegung vor. Bitcoin hat in der Vergangenheit, genauso wie in diesem Zyklus, stets den neuen Bullenmarkt eingeleitet. Der Altcoin-Sektor zeigt immer dann seine beste Performance, wenn Bitcoin über sein letztes Allzeithoch steigen, damit in die Preisfindungsphase übergehen und die finale Phase eines Bullruns einleiten kann.

Um herauszufinden, welche Krypto-Ökosysteme das meiste Potenzial während dieser Phase liefern können, lohnt sich ein Blick auf die relative Performance der größten Krypto-Netzwerke gegenüber Bitcoin in Form der in Bitcoin bepreisten Chartentwicklung. Ethereum hat sich in den letzten beiden Zyklen zur wichtigsten Infrastruktur für den Altcoin-Sektor etabliert. Ein Großteil aller relevanten Projekte und ein Großteil der Marktkapitalisierung des Sektors befindet sich auf dem Ethereum-Netzwerk. Der jüngste Meilenstein für Ethereum war die Zulassung der ETH-Spot-ETFs an der Wallstreet.

Doch das Momentum von Ethereum hat seit dem letzten Peak Ende 2021 nachgelassen. Nach einem deutlichen Rückgang im Zuge des Bärenmarktes in 2022 konnte der sogenannte „Merge“ – ein technisches Update der Ethereum-Infrastruktur, welches die Skalierung verbessert hatte – zu einer starken Erholung und einer Outperformance von Ethereum im weiteren Verlauf des 2022er Bärenmarktes führen.

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Doch seit Ende 2022 befindet sich Ethereum, in Bitcoin bepreist, in einem anhaltenden Abwärtstrend und ist zuletzt bis an die Ausbruchslevels des letzten Bullruns aus 2021 zurückgefallen. Somit zeigt Ethereum nun seit mehreren Jahren eine Underperformance gegenüber Bitcoin. Die Gründe dafür liegen bei der direkten Konkurrenz. Spätestens seit dem Beginn des neuen Krypto-Zyklus Anfang 2023 ist das Momentum bei alternativen Krypto-Infrastrukturen erheblich gewachsen, in Form von steigender Netzwerkaktivität, steigenden Handelsvolumina und einer Vielzahl neuer Projekte, die auf diesen neuen Infrastrukturen errichtet werden, während das Wachstum auf dem Ethereum-Netzwerk stagniert.

Mit Blick auf die größten Projekte nach Marktkapitalisierung sind es vor allem die Solana-Blockchain und die Binance-Chain die eine starke relative Performance gegenüber dem Bitcoin-Zugpferd aufweisen, während Ethereum schwächelt.

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Der SOL/BTC Chart befindet sich im Gleichklang mit Bitcoin seit März 2024 in einer Konsolidierungsphase, notiert jedoch weiterhin oberhalb seines Ausbruchslevels und zeichnet anhaltend höhere Tiefs, was für ein starkes relatives Momentum gegenüber Bitcoin spricht. Solana hat vor allem seit Ende 2023 einen wahren Boom erlebt, was die Anzahl neuer und aktiver Adressen auf dem Netzwerk, sowie was neu erzeugte Coins und Handelsvolumen angeht. Während ein Großteil des Altcoin-Sektors sich nach dem letzten Bullrun noch nicht so richtig wieder zurückgemeldet hat, haben Memecoins in den vergangenen Monaten eine extreme Marktdynamik verzeichnet – und ein Großteil davon hat sich auf dem Solana-Ökosystem abgespielt.

Die Gründe dafür sind recht einfach: Die Solana-Blockchain ist um ein Vielfaches schneller und die Transaktionen sind deutlich günstiger als auf der Ethereum-Blockchain. Hinzu kommt, dass die Anwendungen wie Wallets und dezentrale Börsen auf Solana eine tendenziell bessere Benutzerfreundlichkeit aufweisen. In diesem Krypto-Zyklus deutet sich ein echter Übergang des Momentums und der langfristigen Machtverhältnisse an, welche Infrastruktur vorherrschend wird.

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Ein ähnliches Bild zeigt sich, wenn man sich die Performance von BNB gegenüber Bitcoin anschaut. Der BNB-Kurs zeigt in Bitcoin gerechnet ebenfalls ein starkes Momentum. Während des Bärenmarktes in 2022 hat BNB Bitcoin sogar outperformed – eine starke Leistung für einen Altcoin – die anschließende Schwäche wurde durch den Kreuzzug der US-Regulierungsbehörden gegen die Börse im Jahr 2023 ausgelöst, durch den das Unternehmen kurzzeitig in seiner Existenz bedroht war. Binance ist diesen Schwierigkeiten jedoch mit einer beeindruckenden Widerstandsfähigkeit begegnet und hat seit Anfang 2024 eine Trendumkehr geschafft. Die BNB Chain ist zwar offiziell unabhängig von der Börse, doch Binance hält immer noch große BNB-Bestände und ist als Handelsplatz ein zentraler Eckpfeiler für das Netzwerk.

Die Performance spricht für sich

Seit dem Beginn der letzten Rally im Herbst 2023, die den Krypto-Sektor wieder in die Nähe der Niveaus aus dem letzten Bullrun geführt hat, liegt das Momentum klar bei der Konkurrenz und lässt Ethereum im Schatten stehen. Ethereum kann seit Oktober noch ein Plus von 40% aufweisen, nachdem die Kryptowährung im März ein Zwischenhoch bei 4000 Dollar erreicht hatte, nun jedoch ein Großteil dieser Gewinne wieder abgeben musste. Währenddessen steht bei BNB noch ein Plus von 165% und Solana hat mit 560% klar die Oberhand. Beide Projekte haben in Relation gesehen massiv an Marktkapitalisierung aufgebaut, während Ethereum bisher deutlich hinterherhinkt, trotz der zuletzt in den USA eingeführten Spot-ETFs und dem potenziellen Zugang zur Wallstreet.

Im langfristigen Bild hängt die weitere Entwicklung davon ab, ob Bitcoin die nächste Phase dieses Bullruns einleiten kann oder einen Bärenmarkt für den gesamten Sektor eröffnet. Dies hängt mit der weiteren Entwicklung der makroökonomischen Faktoren zusammen. Sollte sich dieser Bullrun fortsetzen und damit entsprechend den Spielraum für eine massive Altcoin-Rally liefern, dann dürfte Ethereum einiges an Erholungspotenzial aufweisen. Das Netzwerk ist immer noch das mit Abstand größte Ökosystem im Sektor, eine Menge Kapital steckt in Form von verschiedensten Projekten darin und der Netzwerkeffekt sowie die hohe Sicherheit von Ethereum geben dem Projekt weiterhin eine Daseinsberechtigung. Doch das Momentum liegt in diesem Zyklus definitiv bei der Konkurrenz. Vor allem Solana steht derzeit an der Schwelle dazu, einen Machtwechsel innerhalb des Sektors herbeizuführen, was die führende Infrastruktur sein wird. Das liefert ein extremes Performance-Potenzial, wenn man das weitere Wachstum des Sektors und eine mögliche Verlagerung des Kapitals hin zur Solana-Infrastruktur berücksichtigt.

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