MiCA-Umsetzung bekommt durch Binance-Einigung weitere Dringlichkeit
Der Zusammenbruch von FTX im Jahr 2022 und die jüngste Einigung von Binance mit den US-Behörden in Höhe von 4,3 Milliarden US-Dollar liefern ein starkes Argument für die Krypto-Regulierung MiCA (Markets in Crypto-Assets) der Europäischen Union (EU), wie ein Beamter der Europäischen Kommission in einem aktuellen Interview erklärt.
Ivan Keller, der Policy Officer der Europäischen Kommission, sprach auf der MoneyLIVE-Konferenz in Amsterdam entsprechend mit Cointelegraph über das Thema. Die Nachricht der überraschenden Einigung zwischen Binance und dem US-Justizministerium (DOJ) wurde in der Nacht vor Kellers Rede auf der Konferenz kolpotiert und diente ihm daraufhin als wichtiger Referenzpunkt für die Umsetzung der MiCA im Jahr 2024.
„Ich denke, wir haben nun mehrere unglückliche Beispiele gehabt, die in die Richtung einer robusten Regulierung deuten. FTX war definitiv eines der größten und jetzt kürzlich auch Binance“, so Keller. Und weiter:
„Unsere Position ist, dass dieses Regelwerk einige der Risiken mildern und, was noch wichtiger ist, den Aufsichtsbehörden klarere Hebel und Befugnisse zur Überwachung dieser Unternehmen geben wird, damit sie diese Risiken ebenfalls mildern können.“
Der Policy Officer gab in diesem Kontext auch einen aktualisierten Überblick über den Weg bis zur vollständigen Umsetzung der MiCA in der gesamten Europäischen Union, denn die von den MiCA festgelegten Vorschriften gelten für alle EU-Mitgliedstaaten.
Keller betonte, dass das Ziel der neuen europäischen Krypto-Regulierung darin bestehe, Innovation zu fördern und gleichzeitig die Risiken für Verbraucher, Marktintegrität, Finanzstabilität und Währungssouveränität zu adressieren. Der Anwendungsbereich der Vorschriften gilt für Emittenten von Krypto-Assets und Krypto-Dienstleister und zielt darauf ab, Marktmissbrauch zu bekämpfen.
MiCA trat zwar bereits im Juni 2023 offiziell in Kraft, aber die Anwendung der neuen Regeln für „Asset-Referenced Token“ und „E-Money Token“, die weitestgehend unter den Begriff Stablecoins fallen, wird voraussichtlich erst im Juni 2024 wirksam.
Danach werden im Dezember 2024 die Regeln für „Krypto-Asset-Dienstleister“ in Kraft treten, zu denen Handelsplattformen, Wallet-Anbieter und Kryptobörsen gehören.
Zeitplan für die Umsetzung der MiCA-Regulierung. Quelle: Ivan Keller
Keller fügte hinzu, dass die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA) und die Europäische Bankenaufsichtsbehörde (EBA) mehrere technische Standards ausarbeiten, die ein breites Spektrum von Aspekten abdecken.
„Es werden derzeit etwa 40 technische Standards erarbeitet. Dahingehend haben wir die Öffentlichkeit bereits zu einem großen Teil konsultiert, aber dieser Prozess läuft noch. Das werden wir dann fertigstellen und als Entwurf an die Kommission schicken“, führte Keller aus.
Die Kommission erhält dann die endgültigen Standards als Entwurf, die in interne Verfahren übernommen werden müssen. Die Mitgesetzgeber, das Parlament und der Europäische Rat haben anschließend eine Frist von zwei Monaten, um den Entwurf zu prüfen.
„Hoffentlich wird das vor dem Inkrafttreten von MiCA ‘Level One’, der Phase für Stablecoins, im Juni 2024 abgeschlossen sein.“
Keller gab auch zu bedenken, dass Krypto-Dienstleistern bereits ausreichend Zeit eingeräumt wurde, um die im MiCA-Konsultationsprozess festgelegten Erwartungen zu berücksichtigen.
„Es ist gut 18 Monate her, seit der Text ausgehandelt wurde. Der Vorschlag liegt schon lange vor, und vieles davon ist auch dem traditionellen Regelwerk entlehnt“, so der Policy Officer.
Abschließend fügte er hinzu, dass eine „Großvaterklausel“ in MiCA es den Krypto-Dienstleistern (CASPs) ermöglicht, vorerst noch über einen zusätzlichen Zeitraum nach den geltenden nationalen Regeln der EU-Mitgliedstaaten zu arbeiten. Diese Betreiber wären jedoch dann nicht in der Lage, Dienstleistungen innerhalb der gesamten Europäischen Union anzubieten.