Um die Allgemeinheit zu schützen: Venezuela verbietet Bitcoin-Mining und konfisziert 11.000 Asic-Miner
Wegen der geringen Strompreise ist das Bitcoin-Mining in Venezuela beliebt. Doch nun geht die Politik dagegen vor – sie erlässt eine Art Verbot und schließt eine große Mining-Farm.
In Venezuela bestätigt sich die alte Erkenntnis, dass es nicht ausreicht, günstigen Strom anzubieten, um eine Mining-Großmacht zu sein – ohne ein leistungsfähiges, gut skalierbares Stromnetz geht es nicht.
Venezuela mag zwar eine der günstigsten Strompreise der Welt haben, mit weniger als 5 Dollar-Cent pro Kilowattstunde, doch das Stromnetz selbst ist offenbar nicht auf das Mining vorbereitet. Um es vor Überlastung zu schützen, geht die Regierung nun offenbar stärker gegen Bitcoin-Mining vor, indem sie eine Art Komplettverbot ankündigt und mehr als 11.000 Geräte beschlagnahmt.
So schrieb das Elektrizitätsministerium von Venezuela am Freitag auf Instagram: Es habe einen „Spezialplan für die Lastkontrolle“ initiiert, der „auf starke Verbraucher abzielt, die mit dem digitalen Mining verbunden sind.“ Der Zweck des Plans sei es, alle Krypto-Mining-Farmen im Land vom Stromnetz abzukoppeln, um den hohen Einfluss auf die Nachfrage zu vermeiden. „Dies erlaubt uns, den Bürgern von Venezuela einen effizienten und zuverlässigen Service gewähren zu können.“
Bitcoin-Miner haben also laut Elektrizitätsministerium eine Größenordnung in Venezuela erreicht, dass es nicht mehr möglich ist, das Stromnetz zuverlässig zu halten, solange sie den verfügbaren Strom absaugen. Der Inhalt des Posts klingt wie ein Vollverbot, vorstellbar wäre aber auch eine temporäre Maßnahme.
Einen Tag später hat Raphael Lacava, der Gouverneur des Bundesstaates Carabobo, in dem sich große Teile der industriellen Basis des Landes befinden, die Beschlagnahmung von mehr als 11.000 Mining-Geräten präsentiert. Er schreibt, ebenfalls auf Instagram:
„Ich habe um die größtmögliche Kollaboration gebeten, um die Situation des elektrischen Systems in unserem Bundesstaat zu verbessern. Es wird nur vorübergehend sein, ist aber notwendig, damit die Leute nicht länger leiden.“ Der Governeur schildert also ebenfalls eine dramatische Lage der Stromversorgung, nennt ein Mining-Verbot aber nur vorübergehend.
In einem Video zum Post zeigt er sich in einer Mining-Farm in einem Industriegebiet nahe der Provinz-Hauptstadt Valencia. Er geht durch die Farm und zeigt fassungslos auf die vielen Mining-Geräte – „es sind tausende, mehr als tausende!“ — und erklärt, sie vom Netz getrennt zu haben, da sie „tausende Kilowatt praktisch von der Nation stehlen“, und zwar „zu Lasten der Bevölkerung.“ Offenbar war die Stromversorgung von ganz Valencia bedroht.
Stromausfälle und Netzprobleme plagen Venezuela seit langem. Ob sich die Stromausfälle in diesem Jahr tatsächlich intensiviert haben, ist schwer zu sagen. Reuters berichtete im März davon, dass ein Stromausfall sogar den größten Ölraffineriekomplex des Landes, den Paraguana-Raffineriekomplex, lahmgelegt habe. Solche Blackouts, kommentiert der Nachrichtendienst, beeinträchtigen die Raffinerien und Ölterminals von Venezuela regelmäßig. In der spanischen Presse findet man regelmäßig Berichte über Stromausfälle, zuletzt Ende April dieses Jahres.
Ob das Krypto-Mining tatsächlich die Ursache der Stromausfälle ist oder eine willkommene Entschuldigung dafür, dass korrupte Ministerien den Aufbau und die Wartung des Stromnetzes sträflich vernachlässigt haben, ist natürlich nicht zu sagen. Man darf aber davon ausgehen, dass die Präsenz von Krypto-Minern bei günstigen Strompreisen schwächelnde Stromnetze rasch an ihre Limits zu bringen. Wenn die Strompreise staatlich gesetzt sind, führen sie rasch eine Mangelsituation herbei; der Preis und das Verhältnis von Angebot und Nachfrage klaffen immer weiter auseinander.
So oder so dürfte sich ein Land wie Venezuela nur bedingt dafür eignen, eine Mining-Großmacht zu sein – trotz der reichen Energiequellen.