Was genau passiert beim Halving?
Alle vier Jahre verfällt der Krypto-Markt in Massenhysterie. Dann weiß man: es ist Halving-Zeit. In wenigen Tagen ist es mal wieder so weit – das nunmehr vierte Halving in der Geschichte von Bitcoin. Während der Serotoninspiegel vorab kräftig höher steigt und sich Hände in Erwartung an neue Rekordstände gerieben werden, kursieren auch wieder einige beliebte Missverständnisse. So die sich bis heute hartnäckig haltende Annahme, das Halving mache einen Strich durch den Bitcoin-Kurs. Um solche Fauxpas am Bitcoin-Stammtisch zu vermeiden: Das Halving 2024 im Faktencheck.
Was geschieht beim Halving?
Alle Bitcoin-Überweisungen landen gestapelt in Blöcken. Verarbeitet werden die von den Minern. Mit speziellen Mikrochips, sogenannten ASICs, knobeln sie so lange, bis der passende Schlüssel für einen Block gefunden wurde: der Hash, ein aus Buchstaben und Zahlen zusammengesetzter Datensatz. Wer ihn zuerst errechnet, bestätigt damit die Transaktionen in dem Block und heftet ihn an die Blockchain an.
Als Vergütung dafür winkt Minern der “Block Reward”. Dieser besteht aus zwei Teilen. Einerseits die im Block enthaltenen Transaktionsgebühren. Sowie die pro Block ausgeschüttete Menge neuer Bitcoin, man spricht hierbei vom “Subsidy”.
Bei jedem Halving wird die Subsidy um die Hälfte gedrosselt. Ab dem 19. April, wenn das nächste Halving voraussichtlich stattfindet, senkt sich die Subsidy von aktuell 6,25 auf 3,125 Bitcoin. Ein Halving findet alle 210.000 Blöcke statt, bei einem Intervall von etwa zehn Minuten pro Block ungefähr alle vier Jahre.
Wann sind alle Bitcoin geschürft?
Das kommende Halving ist das vierte von insgesamt 33. Voraussichtlich im Jahr 2140 wird das letzte stattfinden und die gesamte Umlaufmenge von 21 Millionen Bitcoin im Umlauf sein. Die Belohnungen haben sich dann längst in den Promillebereich gesenkt. Bereits ab dem übernächsten Halving, das wahrscheinlich 2032 eintritt, liegt die Belohnung unter einem Bitcoin, ausgezahlt werden Miner ab dann in Satoshis, der kleinsten Bitcoin-Recheneinheit. Ist der Supply in über einhundert Jahren vollständig geschürft, erhalten Miner lediglich die Transaktionsgebühren.
Satoshis Zahlentricks
Der mysteriöse Bitcoin-Schöpfer Satoshi Nakamoto hat nichts dem Zufall überlassen. Umlaufmenge und Halvings sind mathematisch perfekt aufeinander abgestimmt. Das erste Halving fand am 28. November 2012 statt, mit einer Halbierung der Subsidy von 50 auf 25 Bitcoin. Und zwar genau dann, als 10,5 Millionen Bitcoin, sprich genau die Hälfte der 21 Millionen Bitcoin geschürft waren.
Beim zweiten Halving im Juli 2016 waren exakt 75 Prozent der Umlaufmenge geschürft, die Subsidy wurde von 25 auf 12,5 halbiert. Als 87,5 Prozent aller Bitcoin gemint waren, setzte das dritte Halving die Belohnung von 12,5 auf 6,25 Bitcoin.
Das Muster ist immer das gleiche: Zieht man von 100 die aktuelle Subsidy ab, ergibt sich die Umlaufmenge, die erreicht ist, wenn das nächste Halving einsetzt. Wenn am voraussichtlich 19. April 93,75 Prozent des gesamten Bitcoin-Angebots geschürft sind, senkt sich die Subsidy von 6,25 auf 3,125 Bitcoin.
Pulver durch ETFs schon verschossen?
Der sich über die Jahre konstant abflachende Nachschub neuer Bitcoin wird auch als “disinflationär” bezeichnet. Die sich dadurch zuspitzende Angebotsverknappung wird häufig als einer der größten Werttreiber genannt. Eine gleichbleibende oder steigende Nachfrage vorausgesetzt, so schätzen Experten, könnte der Kurs auf lange Sicht Auftrieb bekommen.
Solche Kalküle sind noch eher Theorie. Viel mehr hat sich das Halving als Happening etabliert, das traditionell viel Aufmerksamkeit in den Medien auf sich zieht. Und dadurch auch den Handel aufmischt. In den Monaten nach den Halvings kam es bisher zu kräftigen Kursanstiegen.
Dieses Mal sind die Vorzeichen durch die ETF-Genehmigungen im Januar jedoch andere. Anders als zuvor hat Bitcoin knapp einen Monat vor dem kommenden Halving ein neues Rekordhoch erreicht. Der Rhythmus könnte sich daher verschoben haben. Ob das Halving Bitcoin zu neuen Höhen führt oder nicht, bleibt daher abzuwarten. Nur eines ist sicher: Halbieren wird sich der Kurs nicht – jedenfalls nicht durch das Halving.